VERÖFFENTLICHT AM Hundeirrtum Nr. 8 – MEIN HUND IST STUR

Gerade eigenständig denkenden Rassen muss man gute Angebote zur gemeinsamen Beschäftigung machen.

Diesen Satz höre ich als Hundetrainerin sicher einmaltäglich. Und er löst immer wieder Unmut bei mir aus. Denn Hunden wird dabei eigentlich vorgeworfen, dass sie gewisse erwünschte Handlungsweisen des Menschen mit Absicht nicht ausführen wollen, um ihren „Dickkopf“ durchzusetzen. Im Duden findet man u. a. folgende Definition zum Begriff „stur“ vor: „nicht willens, sich auf etwas/jemanden einzustellen“. Es kann aber unmöglich die Absicht eines Hundes sein, seinem Menschen zu Fleiß etwas nicht zu tun. Vielmehr gibt es dafür oft andere Gründe: Erstens kann es sein, dass es sich schlicht um eine sehr selbstständig denkende oder agierende Rasse bzw. einen Mix daraus handelt. Viele Hunde wurden über Jahrhunderte auf sehr eigenständiges Arbeiten hin gezüchtet – der Dackel, der seinen Jäger 3-mal fragt, ob er in den Bau darf, um den Fuchs herauszu„sprengen“, hat seine Chance längst verpasst. Bei vielen Hunden ist also die enge Kooperationsbereitschaft mit dem Menschen bewusst vernachlässigt worden, um sie schnell und proaktiv denken und handeln zu lassen. Natürlich hinterfragt so ein Hund auch gerne einmal den Sinn hinter der Aufgabe, auf seinem Platz » bleiben zu müssen oder einen Ball zu bringen. Einem solchen Hund muss man einfach gute und ihm würdige Angebote machen, davon gibt es – versprochen! – jede Menge.

Zweitens kann es schlicht damit zu tun haben, dass der Hund die Signale des Menschen noch nicht richtig versteht oder gelernt hat. Auch dies sollte immer wieder hinterfragt werden. Drittens ist die vermeintliche Sturheit auch häufig ein Zeichen für mangelnde Bindung. In jeder Partnerschaft oder Verbindung gibt es ein gegenseitiges Geben und Nehmen. In einem Arbeitsverhältnis erbringt der Angestellte eine Arbeitsleistung und bekommt dafür sein Gehalt – wenn es ihm Spaß macht und das Klima gut ist, umso besser. In einer Liebesbeziehung gibt man auch Liebe, Respekt und Anerkennung, um diese im Gegenzug von seinem Partner zurückzubekommen und damit ein gutes Gefühl zu haben. Nun haben Hunde natürlich auch ein paar mehr Bedürfnisse, als nur Liebe zu empfangen. Sie brauchen ausreichend geistige und auch körperliche Beschäftigung, eine klare Sozialstruktur und ein Regelkonstrukt, das Sinn macht. Erst wenn all diese Dinge vorhanden sind und der Hund nicht mehr nur vermenschlicht wird, kann man von einer guten Mensch-Hund-Beziehung sprechen, in der „Sturheit“ mit Sicherheit nicht mehr auf der Tagesordnung steht.

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